Die Pilzernte der Holzkulturen:
Wer Pilzhölzer schon mal selber hergestellt oder eingekauft hat wartet vielleicht noch sehnsüchtig auf die erste Ernte.
Aber wann ist es eigentlich soweit? Wann sprießen die ersten Pilzchen aus den Stämmen und was gilt es dann zu beachten?
Im Folgenden, eine Erntetabelle. Hier siehst du einige Speisepilze, welche man auf Stammholz züchten kann. Du siehst an welchen Monaten des Jahres die Pilzernte ansteht.
Wenn du selber beimpft hast, dauert es eine gewisse Zeit, bis der Pilz das Holz erfolgreich uns ausreichend besiedelt hat. Diese Phase wird Durchwachsphase genannt.
Was bedeutet das konkret?
- Ein Austernseitling ist der schnellste Vertreter und braucht schon mindestens 4 Monate bis er auf die Idee kommt, seine Fortpflanzungsorgane, den Fruchtkörper – Pilz, auszubilden.
- Der Shiitake ist viel bedächtiger beim Besiedeln und hier muss der Geduldsfaden mindestens 8 Monate, eher 1 Jahr (und länger) reichen.
Mehrere Faktoren beeinflussen den Prozess des Durchwachsens. Sie können ihn verkürzen oder verlängern. Das sind vor allem die Pilzart selbst, die Holzdichte und der Stammdurchmesser.
- Bsp. 1: Wenn du also ein weicheres Holz, wie eine Pappel, mit einem kleineren Durchmesser (ca. 15 cm) mit einem Austernseitling beimpfst, könntest Du nach 4 Monaten die erste Ernte einfahren. Beginnst du im Frühjahr, kannst du meist im Herbst desselben Jahres bereits Pilze ernten.
- Bsp. 2: Wenn du hingegen ein sehr hartes Holz, wie Eiche oder Hainbuche mit einem stärkeren Durchmesser (>15 cm) mit einem Shiitake impfst, kannst du dich auf eine Wartezeit von 1-2 Jahren (oder mehr) einstellen.
Wenn du ein Pilzholz bei mir ergattert hast, ist die Durchwachsphase bereits weit fortgeschritten und die Pilze können zu ihren jeweiligen Bedingungen durchstarten.
Bist Du Dir unsicher ob es dem Pilz gut geht oder ob er überhaupt noch lebt?
Mache folgenden Test:
Erdbodenkultur
Bei den Erdkulturen hebst du den Stamm aus der Erde und siehst Dir die Stirnseite an. Es sollte sich eine flauschig-weiße Myzelmatte ausgebildet haben, die Kontakt zum Erdreich aufgenommen hat. Schnüffel ruhig mal daran! Riecht lecker oder?
Luftkultur
Beim Shiitake, der sog. Luftkultur wirst Du so direkt nichts riechen können aber auch hier siehst du, v.a. an den weißen bis braunen Stellen (Myzel) an den Schnittflächen, ob der Pilz das Holz weiter erfolgreich zersetzt.
Pilzernte Luftkultur - Shiitake:
Wenn sich die ersten Fruchtkörper zeigen, kann der Stamm 1-mal täglich bewässert werden, vor allem an heißen Sommertagen drohen die Fruchtkörper auszutrocknen. An mäßig warmen Monaten ist ein zusätzliches Wässern nach dem "Aktivieren" nicht nötig.
Achtung! bei Hitze und Trockenheit, für die nötige Dosis Wasser, immer abends und in der Früh sorgen, um die vorzeitige Ablösung der Rinde zu vermeiden.
Pilzernte Erdbodenkulturen:
Fast alle holzzersetzenden Pilzarten, wie Austernseitlinge, Stockschwämmchen, Buchenschüpplinge, Löwenmähne, Samtfussrüblinge und Co. sind Erdbodenkulturen und nehmen mit ihrem Myzel Kontakt zum Erdreich auf.
Mit diesem Erdmyzel versorgen sie sich v.a. mit Wasser. Wenn die äußeren Bedingungen passen und sich kleine Babypilze zeigen, kann man auf eine tägliche Bewässerung achten, vor allem bei den beiden Sommerpilzen Limonenseitling und Kastanienseitling.
Allgemein: Denke daran zu Erntezeiten deine Stämme möglichst täglich zu besuchen, um zu sehen, ob kleine Pilze wachsen. Sie wachsen nämlich sehr schnell und sind nach der „Zündung“ oft in wenigen Tagen erntereif!
Einen Tag vor der Ernte nicht mehr bewässern, sonst saugen die Pilze zu viel Wasser auf, was zur Beeinträchtigung des Geschmacks führt.
Der ideale Ernte-Zeitpunkt ist gekommen, wenn der Hutrand noch leicht nach unten gewölbt ist. Man dreht oder bricht die Pilze so vom Stamm, dass möglichst kein Stielrest am Pilzholz verbleibt.
Referenzen:
Feature-Bild Foto von Yuval Zukerman auf Unsplash